Fachtagung Sofi und IGFH:
„Geschlossene Unterbringung in der Jugendhilfe und die Alternativen“,
4. und 5. Juni 2009, Dresden
In diesem Beitrag beschäftige ich mich nicht mit der GU als solche – obwohl ich grundsätzlich gegen GU als Leistungsangebot der Kinder- und Jugendhilfe bin. In meinem Vortrag geht es um Alternativen zur GU, um Hilfen für schwierige bzw. von der Jugendhilfe schwer erreichbare, häufig auch als „aussichtslose Fälle“ bezeichnete, Jugendliche, die an den Alltagserfahrungen und in der Lebenswelt der Jugendlichen ansetzen und im Sozialraum „verankert“ sind. Ich möchte aufzeigen, dass es gerade die Alltags- und Lebensweltorientierung ermöglicht, mit diesen Jugendlichen Lernprozesse zu initiieren, die auf Erfahrungen durch alltagsbezogenes Handeln basieren (vgl. Dewey 2000). Diese Lernprozesse knüpfen an den bisherigen biografischen Erfahrungen der Jugendlichen und deren Aufschichtungen an. Sie können vor diesem Hintergrund in die Denk- und Handlungsmuster der Jugendlichen integriert werden oder eben nicht. Entscheidend hierfür sind ein verlässlicher Kontakt zu einer Bezugsperson bzw. auch Bezugspersonen über mehrere Jahre sowie ein sozialer Ort, der ein „genügend gutes Milieu“ (Winnicott 2004) darstellt. (vgl. Rätz-Heinisch 2005) Der hier beschriebene Zugang ermöglicht wiederum „Brücken“ in andere Sozialisationsinstanzen wie Schule, Jugendfreizeitarbeit etc. Der Alltag wird so verstanden zum Lernort der Jugendlichen. Vor diesem Hintergrund wird abschließend diskutiert, wie die Einrichtungen der Jugendhilfe das Betreuungssetting gestalten können, um schwierigen Jugendlichen eine adressatengerechte Infrastruktur der Erziehungshilfe anzubieten.
Der Beitrag basiert im Wesentlichen auf meiner Dissertationsschrift, die unter dem Titel „Gelingende Jugendhilfe bei ‚aussichtslosen Fällen’! Biographische Rekonstruktionen von Lebensgeschichten junger Menschen.“ 2005 im Ergon-Verlag Würzburg erschien.
1 Fallschilderung – Ein „Ist-Zustand“
Unter so genannten schwierigen oder „unerreichbaren“ Jugendlichen werden in diesem Beitrag Kinder und Jugendliche verstanden, die nach mehrmaligen gescheiterten Versuchen mit dem Hilfesystem zu „aussichtslosen“ Fällen der Kinder- und Jugendhilfe werden. Sie scheitern im System der Kinder- und Jugendhilfe und die Jugendhilfe scheitert mit ihren bestehenden Angeboten und Leistungen an ihnen. Das Hilfesystem begegnet diesen Jugendlichen mit einer Paradoxie: Die Hilfen werden für sie als dringend notwendig erachtet, doch die Hilfeangebote gelingen lediglich temporär oder überhaupt nicht. Die Kinder und Jugendlichen brechen die Hilfen ab oder sie „fallen“ aus ihnen, oftmals unfreiwillig, „heraus“.
Häufig machen diese Jugendlichen in der Öffentlichkeit auf sich aufmerksam, sei es durch Gewalthandeln, Drogenkonsum, Schulverweigerung, Leben auf der Straße etc.. Es wird über sie in den Medien berichtet. In der Fachwelt trägt dies dazu bei, einen hohen Druck bei allen Beteiligten zu erzeugen.
Ich möchte dies anhand eines Falles verdeutlichen, der in der Alltagspraxis der Kinder- und Jugendhilfe vorkam. Alle hier genannten Namen wurden anonymisiert.
In der Fallschilderung wird die Problemsituation der Jugendlichen Sandra Krümel dargestellt. Es handelt sich um die Perspektive des „Ist-Zustandes“ aus der Sicht der sozialpädagogischen Fachkräfte.
Sandra Krümel ist 15 Jahre alt. Die Schule besucht sie seit einem Jahr lediglich sporadisch. Sandra ist im vierten Monat schwanger. Aus der Jugendhilfeeinrichtung, in der sie stationär untergebracht ist, läuft sie wiederholt weg. Erst nach mehreren Tagen kehrt sie in die Einrichtung zurück. Die pädagogischen Fachkräfte ahnen, dass Sandra sich in diesen Tagen bei einem 47 Jährigen Mann, Arthur, aufhält. Bei der letzten Hilfekonferenz wurde ihr dieser Kontakt sehr deutlich untersagt. Sandra behauptet auch konsequent, dass sie bei einer Freundin gewesen wäre. Doch für die sozialpädagogischen Fachkräfte liegt die Vermutung nahe, dass Arthur auch der Vater des ungeborenen Kindes ist. Sandras Wohl ist für sie durch den Kontakt zu Arthur eindeutig gefährdet. Es traut ihr auch keiner zu, nach der Entbindung gut für das Baby zu sorgen. Vorsorglich wird für Sandra und ihr Kind jedoch eine Mutter-Kind-Einrichtung gesucht. Eine gute Grundlage für die weitere Hilfegestaltung sehen die Fachkräfte nicht.
2 Fallrekonstruktion – Biografische Entstehung
Der Fall Sandra Krümel wurde oben aus einem „Ist-Zustand“ heraus geschildert, einer Situation, in der die sozialpädagogischen Fachkräfte sehr unsicher waren, welches die geeignete und notwendige Hilfe sein könne und wie sie Sandra überhaupt zu erreichen vermögen. Ich werde nun den Fall aus einer anderen Perspektive schildern, die stärker prozesshaft und am Verlauf der Ereignisse orientiert ist. Diese bezieht die Biografie von Sandra ein. Rekonstruiert werden ihre lebensgeschichtlichen Erfahrungsaufschichtungen. Aus dieser Perspektive wird Sandras Handeln verstehbar. Sandra Krümel habe ich im Rahmen meines Dissertationsprojektes interviewt und das Interview mit dem von Gabriele Rosenthal (1995; 2005) entwickelten Verfahren der biografischen Fallrekonstruktion ausgewertet. Aus einer biografietheoretischen Perspektive stellt sich der Fallverlauf folgendermaßen dar:
Sandra Krümel wird 1986 in einer mittleren Großstadt in Deutschland geboren. Sie hat keine Geschwister und es gibt auch keine Großeltern. Ihre Mutter arbeitet in einem Gemüseladen, ihr Vater als Tischler. Die Familie verfügt über ein ausreichendes Einkommen. Sandra wird gut versorgt. Sie besucht den Kindergarten und wird altersgemäß eingeschult. Sandra wird in Kindergarten und Schule als sehr unauffällig wahrgenommen, häufig spielt sie alleine. Sie erlebt sich als Einzelkind in der Familie ganz gut aufgehoben und mit wenig Kontaktmöglichkeiten zu anderen Kindern.
1994 zieht die Familie in eine kleinere Wohnung in der Nähe der alten Wohnung um. Sandras Eltern trinken verstärkt Alkohol, es kommt zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen den Eltern, bei denen Sandra teilweise Zeugin ist. Sandra reagiert auf die Situationen, in denen sie Gewalt zwischen ihren Eltern erlebt, mit Weglaufen aus der elterlichen Wohnung. Im Wohnhaus lernt die achtjährige Sandra den Nachbarn Arthur kennen. Arthur nimmt sie, wenn die Eltern betrunken sind, in seine Wohnung auf, versorgt sie mit Essen und Trinken und Sandra spielt mit ihm Karten. Sandra erlebt die Wohnung von Arthur als einen für sie sicheren Ort, an den sie jederzeit gehen kann, wenn ihr das eigene Zuhause zu bedrohlich wird. Zwei Jahre später wird ihr Vater arbeitslos. Ein Jahr danach verliert die Familie aufgrund ausstehender Mietzahlungen die Wohnung und zieht in ein Obdachlosenheim. Die Eltern trennen sich. Sandra lebt im Obdachlosenheim sehr unauffällig, besucht weiterhin die Schule und hält regelmäßigen Kontakt zu Arthur, dessen Wohnung inzwischen für sie ihr eigentliches Zuhause darstellt. In dieser Konstellation kann sie ihr Leben unter den veränderten Lebensumständen recht sicher bewältigen. Erst nach einem dreiviertel Jahr wird eine Sozialarbeiterin des Obdachlosenheims auf Sandra aufmerksam, verständigt das zuständige Jugendamt und Sandra wird daraufhin in einem Kinderheim untergebracht. Sandra erlebt den Alltag im Kinderheim als großen Einschnitt in ihr bisheriges Leben. Ihr ist es fremd, mit so vielen Gleichaltrigen zusammen zu wohnen. Die 11Jährige Sandra reagiert auf diese Situation, in dem sie häufig aus dem Kinderheim wegläuft und sie beginnt die Schule unregelmäßig zu besuchen. An dieser Stelle der Biografie wird deutlich, dass das bestehende Angebot, Kinderheim, nicht an die bisherigen lebensgeschichtlichen Erfahrungen von Sandra anknüpfen kann. Der dortige Alltag irritiert Sandra, ihr gelingt es nicht, dort anzukommen. Die pädagogischen Fachkräfte und die Institution entwickeln viel Geduld mit Sandra, wohl auch, weil sie sehr freundlich auftritt und sich immer wieder Mühe gibt, den Anforderungen des Heimes zu genügen. Die Fachkräfte haben jedoch das Gefühl, nicht wirklich „an Sandra ranzukommen“, d.h. sie zu erreichen. Sandra lebt im Kinderheim vier Jahre. In dieser Zeit entwickelt sie eine Handlungsstruktur, in der sie sich einerseits der Institution Kinderheim äußerlich anpasst, andererseits jedoch ihre vertraute Lebenswelt aufrechterhält und dorthin regelmäßig zurückkehrt.
Sandra läuft nämlich, wenn sie wegläuft, zu Arthur. Dort lernt sie 14jährig ihren ersten Freund Steffen kennen, der bereits 18 Jahre alt ist. Sie erlebt erste sexuelle Kontakte zu Steffen, ein Jahr später ist sie schwanger. Die Schwangerschaft erzeugt in Sandra einen hohen Druck. Sie möchte gern mit dem Kind und Steffen zusammenleben, weiß jedoch nicht, wie sie sich dem Hilfesystem mitteilen kann. Den Kindesvater verschweigt sie, da sie den volljährigen Freund aus Angst vor einer möglichen Strafverfolgung nicht nennen möchte. Diese Erfahrung verstetigt die Separierung ihrer Lebenswelt von der, die das Hilfesystem ihr anbietet. Sandra weiß nicht, wie sie wirkliche Unterstützung in ihrer Lebenswelt erhalten kann. Sie wird mit der Situation überfordert und reagiert darauf, indem sie sich vom Kinderheim distanziert und die Schule versäumt. Dies führt jedoch dazu, dass die sozialpädagogischen Fachkräfte sie kaum noch erreichen können.
Bereits an dieser Stelle der Biografie wird deutlich, dass Sandra sich bereits mit 15 Jahren eine eigene Familie schaffen möchte, in der sie die Rolle der Mutter übernimmt, um den Verlust der eigenen Familie – vor allem den Verlust ihrer Mutter – zu kompensieren. Diese Verantwortung wird ihr jedoch vom Hilfesystem nicht zugetraut. Die fehlende Passung zwischen Sandras Handlungen, deren Intention sie – und das kommt erschwerend hinzu – den sozialpädagogischen Fachkräften zu keinem Zeitpunkt verbal konkret mitteilt und den Handlungen des Hilfesystems setzen sich im weiteren biografischen Verlauf fort. Dennoch geben beide Seiten nicht auf: Der Kontakt zwischen Sandra und dem Jugendhilfesystem bleibt bestehen.
Ich benenne nun lediglich die weiteren biografischen Daten:
2001 Einzug in ein Mutter-Kind-Wohnprojekt
Die Tochter Alice wird geboren und in einer Pflegefamilie untergebracht.
Sandra zieht in ein Betreutes Wohnprojekt um. Sie ist immer noch mit Steffen zusammen
Sie läuft häufig unerlaubt aus dem Wohnprojekt weg und besucht Arthur (obwohl die SozialarbeiterInnen ihr diesen Kontakt untersagen)
Abbruch der Schule
2002 Umzug ins Betreute Einzelwohnen (Intensive Sozialpädagogische Einzelbetreuung gem. § 35 SGB VIII),
Besuch eines alternativen Schulprojektes zum Erwerb des Hauptschulabschlusses
Kein Kontakt zu ihrer Tochter Alice
Systematischer Aufbau eines eigenen Hausstandes
2003 Schwangerschaftsabbruch, nach Beratung durch die Bezugssozialarbeiterin
2004 Hauptschul-Abschluss, Ausbildung als Verkäuferin
Beendigung der Jugendhilfemaßnahme, Sandra ist volljährig
Abbruch der Ausbildung aufgrund einer Schwangerschaft
Verliert das Kind
2005 Vater stirbt, Umzug zu Steffen (Steffen ist Arbeiter im Schichtdienst, er ernährt die Familie
von seinem Gehalt)
2006 Geburt der gemeinsamen Tochter Sophie, Erziehungsurlaub
Im Ergebnis der Fallrekonstruktion erhalten Handlungen, Ereignisse und Merkmale eine andere Bedeutung als aus der Beschreibung des „Ist-Zustandes“ einer problematischen Fallkonstellation. Anschaulich wird dies im Fall Sandra Krümel in der Figur des Arthur, dessen unterstützende Bedeutung für Sandra aus einer rekonstruktiven lebensgeschichtlichen Perspektive erst herausgearbeitet werden konnte. Es konnte gewissermaßen eine Umdeutung oder Neukonstruktion des Einflusses von Arthur für Sandra gelesen werden: von dem potentiell für die Minderjährige gefährdenden erwachsenen Mann hin zu einer kontinuierlichen erwachsenen Kontaktperson, die für Sandra die Aufrechterhaltung der eigentlich verlorenen Herkunftsfamilie und eines Zuhauses symbolisiert sowie als verlässliche Bezugsperson Sandra durch die Phase der Kindheit und Jugend begleitet. Mit diesem Wissen hätte die professionelle Kinder- und Jugendhilfe statt Arthur aus dem Hilfeprozess ausschließen zu wollen – was im Hilfeverlauf nicht gelungen ist, jedoch die Öffnung Sandras gegenüber dem Hilfesystem eher verhinderte -, ihn als wichtige lebensweltliche Ressource für Sandra besser einbeziehen können. Die Person Arthur stellt für Sandra einen wichtigen protektiven Schutzfaktor dar, um Resilienz, also Widerstandsfähigkeit gegen belastende Lebensumstände und traumatisierende Lebensereignisse entwickeln zu können. (vgl. Werner 1997)
Am biografischen Verlauf von Sandra Krümel wird deutlich, dass eine für das Hilfesystem schwierige Jugendliche über mehrere Jahre systematisch ein Ziel – die Gründung einer eigenen Familie – verfolgt. Ihr gelingt es jedoch nicht, dieses Ziel auszusprechen und mit den Unterstützungsmöglichkeiten des Hilfesystems der Jugendhilfe zu realisieren. Stattdessen entwickelt sie Strategien, um die an sie gerichteten Anforderungen des Hilfesystems zu befriedigen und dennoch ihr Ziel zu verfolgen. Sandra nutzt dafür die Ressourcen des pädagogischen Ortes, an dem die Hilfemaßnahmen stattfinden, bspw. materielle Versorgung, Räume, Netzwerke. Dies ermöglicht ihr bspw., einen Schulabschluss zu erreichen. Jugendhilfe und Jugendliche geben trotz Schwierigkeiten nicht auf. Die Hilfe wird auch nach Phasen des Scheiterns fortgesetzt, es gelingen neue Anfänge der Hilfegestaltung. Sandra gilt aus der Perspektive der sozialpädagogischen Fachkräfte als erfolgreich, da sie während der Intensiven Sozialpädagogischen Einzelbetreuung „verselbständigt“ werden konnte und einen erfolgreichen Schulabschluss erwirbt. Sie selbst hat die Zeit in der betreuten Einzelwohnung im Rahmen der Intensiven Sozialpädagogischen Einzelbetreuung in sehr guter Erinnerung.
3 Was hat im Hilfeprozess geholfen? – Dialogische Passungsverhältnisse
Bei genauerer Betrachtung der Interaktion der Jugendlichen mit dem Hilfesystem bzw. der Jugendhilfeeinrichtung konnte in meiner Studie auf einer theoretischen Ebene folgendes herausgearbeitet werden: Die Interaktion basiert auf der Grundlage der im biografischen Verlaufs erworbenen Handlungsstruktur. Die Jugendhilfe ‚dockt’ zu Beginn einer gelingenden Jugendhilfemaßnahme an diese biografische Handlungsstruktur der Jugendlichen an[2] und es folgt daraufhin ein gemeinsamer Prozess der Hilfegestaltung. Dieser wird geprägt durch ein dialogisches und experimentelles aufeinander bezogenes Handeln der Beteiligten, welches mehrere hypothetische Optionen beinhaltet, im konkreten Ergebnis offen bleibt, jedoch auf der Grundlage von verbindlichen Verabredungen über Vorhaben und Ziele basiert.
Den komplexen und widersprüchlichen Gestaltungsprozess, der daraus folgt, nenne ich dialogisches Passungsverhältnis.
Soll der Jugendhilfeprozess mit so genannten ‚aussichtslosen Fällen’ gelingen, bedarf es dieses dialogischen Passungsverhältnisses zwischen sozialpädagogischen Interventionen, Hilfeangeboten und Kontextgestaltungen auf der einen Seite und den spezifischen Problemkonstellationen, im biografischen Verlauf erworbenen Handlungsstrukturen und Selbstkonzepten der Jugendlichen auf der anderen Seite.
Die Kinder- und Jugendhilfe ist hier gefordert, die lebensgeschichtlich erworbenen Handlungsmuster der Jugendlichen zu stützen und gleichzeitig alternative Handlungsmuster aufzuzeigen. Dieser Prozess gestaltet sich in der Praxis sehr widersprüchlich. Er bedeutet nämlich, dass die Jugendlichen destruktives Handeln solange aufrechterhalten, bis ihnen alternative Handlungen überhaupt möglich sind.
Ein gelingender Hilfeprozess hängt bei den von mir untersuchten Fällen von zwei wesentlichen Bedingungen ab:
– von einem verlässlichen Kontakt über einen längeren Zeitraum zu einer Person oder einem Betreuungsteam, der auch in Krisensituationen, bei Eskalationen und Auseinandersetzungen zur Verfügung steht und der beim Wechsel der Hilfeformen (bei Flexiblen sozialräumlichen Hilfen bspw. von einer ambulanten in eine stationäre Hilfeform oder umgekehrt) konstant an der Seite der Jugendlichen bleibt.
– von einem sozialen Ort, welcher zwar nicht ‚perfekte’ Sozialisationsbedingungen ermöglicht, jedoch in Anlehnung an Winnicott (2004) ein ‚genügend gutes Milieu’ für Entwicklungsprozesse darstellt. Es existiert an diesem sozialen Ort ein Nebeneinander von gefährdenden Einflüssen, aber auch stabilisierenden und stärkenden Faktoren.
Die Kombination dieser beiden Bedingungen – ein verlässlicher Kontakt auf der Subjektebene der Interaktion und ein genügend gutes Milieu als sozialer Ort der Hilfe – konnte in verschiedenen Interaktionsmustern rekonstruiert werden.
4 Interaktionsmuster dialogischer Passungsverhältnisse
In Anlehnung an Winklers (1988) theoretisches Verständnis der Begriffe Subjekt und pädagogischer Ort als Grundbestimmungen pädagogischen Handelns kann gezeigt werden, dass die Interaktion zwischen Jugendlicher und Hilfesystem durch ein wechselseitig aufeinander bezogenes Handeln der Subjekte unter den konkreten Bedingungen eines sozialen Ortes geschieht. Es begegnen sich zwei Subjekte – die Jugendliche und die Sozialarbeiterin – und interagieren miteinander. Die Interaktion der beiden Subjekte findet in flexiblen Hilfesettings entweder an dem sozialen Ort der Jugendhilfeeinrichtung oder im sozialen Milieu, in dem sich die Jugendliche aufhält, statt. Der pädagogische Ort entsteht dort, wo sich die Subjekte – Jugendliche und Sozialarbeiterin – begegnen. Der pädagogische Ort wird in der Alltagswelt der handelnden Subjekte erzeugt. Er ist gerahmt durch die Möglichkeiten und Begrenzungen der Organisationen, die Träger der Erziehungshilfen sind. Entscheidend für gelingende Hilfeprozesse nach mehrmaligen Phasen des Scheiterns ist das Entstehen von offenen pädagogischen Anfängen.
Im Ergebnis meiner Studie konnten drei Interaktionsmuster unterschieden werden: Tastend Experimentell, Experimentell Begleitend, Hypothetisch Offen.
Das tastend experimentelle Interaktionsmuster
Die Hilfe vermittelt sich hier über eine verlässliche Beziehung zu einer Bezugsbetreuerin[3] bzw. Sozialarbeiterin. Die Basis dafür wird über die Beziehungsebene hergestellt, wobei durch diese Handlung die Jugendliche in ihrer biografischen Handlungsstruktur erreicht wird. Dabei handelt die Sozialarbeiterin möglicherweise nicht bewusst an der biografischen Handlungsstruktur der Jugendlichen. Diese kann auch zufällig erreicht werden, indem die Sozialarbeiterin eine hohe Aufmerksamkeit und Sensibilität darin entwickelt, wahrzunehmen und zu hören, welche Signale die Jugendliche gibt und versucht, diese in möglichst hilfreiche Angebote zu transformieren. Sie entwickelt hier eine hermeneutische Kompetenz des Deutens und Verstehens. Die Sozialarbeiterin erfindet daraufhin Angebote, die für die weitere Entwicklung der Jugendlichen hilfreich sein könnten und die Jugendliche wählt diejenigen Angebote aus, welche sie für sich subjektiv als förderlich empfindet. Diese dialogische Gestaltung des Hilfeprozesses erfolgt tastend und experimentell. Das Ergebnis ist ungewiss, die Hilfe schwer planbar.
Auf der Ebene der Subjekte Jugendliche und Sozialarbeiterin kann resümiert werden, dass diese durch die Gestaltung der Beziehung zwischen den Beteiligten die tragende Ebene der Hilfe darstellt. Die Beziehungsgestaltung von Seiten der Sozialarbeiterin ist verbindlich und verlässlich. Sie begleitet die Jugendliche kontinuierlich auch in Phasen, in denen die Hilfe stagniert und macht Angebote für gemeinsame Vorhaben. Sie fordert die Jugendliche auf, selbst zu handeln und für die Gestaltung des eigenen Lebens aktiv zu werden.
In der Interaktion mit der Jugendlichen folgt die Sozialarbeiterin einem hermeneutischen Verständnis. Sie deutet und interpretiert die sprachlichen und parasprachlichen Äußerungen der Jugendlichen und richtet ihr eigenes Handeln sowie die pädagogischen Angebote danach aus. Auch dieses Vorgehen ist mit dem Begriff tastend und experimentell gemeint.
Der pädagogische Ort, in dieser Interaktionsform die Jugendhilfeeinrichtung, stellt den Kontext für das Handeln der Subjekte zur Verfügung. Die Rahmung der Institution wird ganz allgemein von der Jugendlichen als wohltuend und fördernd wahrgenommen. Sie ist eine feststehende Größe mit eindeutigen Regeln, die sich nicht an die besonderen Bedürfnisse einzelner Jugendlicher anpasst. Der pädagogische Ort setzt demnach einen eindeutigen normativen Rahmen, stellt jedoch gleichzeitig Ressourcen zur Verfügung, die individuell genutzt werden können. Er sichert die materielle Grundversorgung der Jugendlichen, gibt der Jugendlichen ein eigenes Zimmer und einen verlässlichen sozialen Ort. Er ermöglicht das experimentelle tastende Handeln zwischen Jugendlicher und Sozialarbeiterin, schafft hierfür den erforderlichen Raum. Somit werden die Gestaltung der Beziehung zwischen Jugendlicher und Sozialarbeiterin sowie die individuellen Entwicklungsversuche der Jugendlichen unterstützt. Das Ergebnis der Entwicklung der Jugendlichen ist in diesem Setting offen. Der pädagogische Ort umfasst gleichermaßen eine eindeutige Rahmung und ein offenes Entwicklungskonzept.
Das Experimentell begleitende Interaktionsmuster
Der Begriff experimentell begleitend bezieht sich vor allem auf die Subjektebene, also die unmittelbare Interaktion zwischen der Jugendlichen und der Sozialarbeiterin. Die Jugendliche ist in dieser Interaktion kaum auf die konkreten Personen und die Ebene der Beziehungsgestaltung fixiert. Dies stellt den entscheidenden Unterschied zum tastend experimentellen Interaktionsmuster dar. Sondern die Jugendliche nutzt vor allem den pädagogischen Ort der Jugendhilfeeinrichtung mit all seinen verfügbaren Ressourcen und nimmt sich aus diesem selbst genau das heraus, was sie für ihre eigene Entwicklung benötigt. Die Sozialarbeiterinnen sind in diesem Fall experimentierfreudig, d.h. sie warten ab und schauen gewissermaßen der Jugendlichen bei ihrem nächsten Schritt zu, um sie bei diesem Schritt zu begleiten. Sie lassen die Jugendliche demnach nicht allein, sondern verstehen sich in erster Linie als Begleiter in einem Entwicklungsprozess, den die Jugendliche selbsttätig und allein aktiv beschreitet. Sie bleiben jedoch auch in schwierigen Situationen und bei Krisen verlässlich an der Seite der Jugendlichen.
Der pädagogische Ort zeichnet sich, wie beim tastend experimentellen Interaktionsmuster, dadurch aus, dass er eine eindeutige Rahmung umfasst, die wenig flexibel auf individuelle Wünsche einzelner Jugendlicher eingeht. Es existiert ein klares Regelsystem, welches für alle Jugendlichen des Projektes Geltung beansprucht. Dieser eindeutige Rahmen am pädagogischen Ort gibt der Jugendlichen Orientierung und Halt. Der pädagogische Ort stellt des Weiteren eine Vielzahl von Ressourcen zur Verfügung und er respektiert die Lebenswelt der Jugendlichen an sozialen Orten außerhalb des Jugendhilfeprojektes. So werden soziale Beziehungen zu gefährdenden Orten nicht unterbunden, sondern es wird durch die Ressourcen des Jugendhilfeprojektes etwas Alternatives daneben geschaffen. Zu den Ressourcen des pädagogischen Ortes gehören die materielle Grundversorgung, der eigene Raum, das kontinuierliche und verlässliche Betreuungsangebot rund um die Uhr, gewährleistet durch mehrere Sozialarbeiterinnen.
Auch beim experimentell begleitenden Interaktionsmuster stellt der pädagogische Ort zwar eine eindeutige Rahmung zur Verfügung, er lässt jedoch gleichzeitig Raum für die individuelle Entwicklung der Jugendlichen, deren Ausgang hypothetisch offen bleibt. Er unterstützt die Selbstentwicklung der Jugendlichen vor allem durch das räumliche Angebot mit all seinen Ressourcen.
Das Hypothetisch offene Interaktionsmuster
Beim hypothetisch offenen Interaktionsmuster wird ein sozialer Ort als ein pädagogischer Ort neu geschaffen, an dem sich die Subjekte Jugendliche und Sozialarbeiter konstruktiv begegnen können. Um dies zu realisieren schafft die Institution einen Rahmen, der individuell auf die Jugendliche ‚zugeschnitten’ ist. Dies bedeutet: die Institution verändert ihre eigene Struktur im Blick auf die individuellen Bedürfnisse der Jugendlichen und schafft somit einen flexiblen pädagogischen Ort. Sie stellt an diesem soziale und ökonomische Ressourcen zur Verfügung, beispielsweise die Wohnung, die Ausstattung der Wohnung, pädagogische Arbeitsmaterialien, finanzielle Mittel für Unternehmungen etc.
An diesem pädagogischen Ort wird ebenso die materielle Grundversorgung der Jugendlichen gewährleistet und es wird eine eindeutige Rahmung geschaffen, die ausschließlich für diese eine Jugendliche Geltung beansprucht.
Der pädagogische Ort zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass er durch die Modifikation der Struktur der Institution für die individuelle Betreuung der Jugendlichen mit einer eindeutigen und verlässlichen Rahmung geschaffen wird. Er unterstützt des Weiteren die Gestaltung der Beziehungen zwischen der Jugendlichen und den Sozialarbeiterinnen.
Die Subjektebene ist im hypothetisch offenen Interaktionsmuster ebenso bedeutsam wie der pädagogische Ort. Allerdings agieren die Sozialarbeiterinnen weniger nach individuellem Ermessen, sondern in konkreten übernommenen Rollen. Indem die Sozialarbeiterinnen Rollen übernehmen, werden sie als Personen austauschbar. Dies ermöglicht Vertretungen durch andere Personen, beispielsweise bei Urlaub und Krankheit der Sozialarbeiterinnen oder auch in Überlastungssituationen oder bei Überforderungen.
Die Sozialarbeiterinnen agieren gegenüber der Jugendlichen in ihren übernommenen Rollen jedoch ebenso verlässlich wie die Institution: sie kommen und gehen zu festen Zeiten und werden im Falle des Ausfalls (Krankheit, Urlaub etc.) vertreten.
Die Jugendliche findet demnach nicht nur in der Rahmung des pädagogischen Ortes Sicherheit, sondern auch in der Interaktion mit den Sozialarbeiterinnen. Des Weiteren orientieren sich die Sozialarbeiterinnen an den sprachlichen und parasprachlichen Äußerungen der Jugendlichen, in dem sie ein hermeneutisches Verständnis der Deutung, der Interpretation und des Verstehens entwickeln sowie daraus resultierend der Jugendlichen geeignete Angebote unterbreiten. Im weiteren Verlauf entscheidet die Jugendliche über die Geeignetheit des Angebotes, in dem sie durch ihr Handeln zeigt, ob sie das Angebot annehmen kann oder ablehnt.
Charakteristisch für das hypothetisch offene Interaktionsmuster ist sowohl die Möglichkeit der Veränderbarkeit des pädagogischen Ortes als auch der konkreten Handlungen der Sozialarbeiterinnen in Korrespondenz mit der individuellen Entwicklung der Jugendlichen. Diese Interaktionen finden außerhalb anderer Institutionen und unabhängig von gesellschaftlichen Rahmungen statt. Sie können demnach lediglich für einen begrenzten Zeitraum als Hilfeinstrument genutzt werden mit dem Ziel der Erweiterung des sozioökologischen Kontextes der Jugendlichen auf soziale Räume außerhalb der Einrichtung.
Die aufgezeigten Interaktionsmuster werden in der nachfolgenden Tabelle noch einmal zusammenfassend dargestellt.
Interaktionsmuster | Pädagogischer Ort | Beziehungen auf der Subjektebene |
Tastend Experimentell |
– eindeutige versorgende Rahmung, – nicht individuell veränderbar |
– verlässlicher Kontakt zwischen Jugendlicher und Sozialarbeiterin; – hermeneutische Deutungskompetenz der Soziarbeiterinnen |
Experimentell Begleitend |
– eindeutige versorgende Rahmung, – nicht individuell veränderbar |
– Jugendliche nutzt die materiellen, sozialen und personalen Ressourcen des pädagogischen Ortes; – Sozialarbeiterinnen begleiten diesen Prozess |
Hypothetisch Offen |
– eindeutige versorgende Rahmung, – individuell veränderbar |
– sicherer und verlässlicher Kontakt zwischen Jugendlicher und Sozialarbeiterin; – hermeneutische Deutungskompetenz der Soziarbeiterinnen |
Entscheidend für gelingende Hilfeprozesse bei so genannten „aussichtslosen Fällen“ war, dass die Hilfen den Jugendlichen trotz Schwierigkeiten und Krisen weiterhin angeboten wurden. Die sozialpädagogischen Fachkräfte begleiteten die Jugendlichen kontinuierlich, auch in Phasen, in denen der Hilfeprozess stagnierte blieben sie – häufig abwartend – an der Seite der Jugendlichen. Sie stellten Settings bereit, die ein offenes Entwicklungskonzept umfassten und akzeptierten Phasen der Ungewissheit in pädagogischen Prozessen ebenso wie sie Risiken eingingen. Die Jugendlichen wurden aufgefordert, selbst zu entscheiden und zu handeln. Diese Verantwortung wurde Ihnen von Seiten der Fachkräfte nicht abgenommen, auch nicht in prekären Lebenssituationen. Durch diese Erfahrung konnten sich die Jugendlichen als handelnde Subjekte erfahren, als wirkliche Gestalter ihres Alltages und ihrer Zukunft.
Die hier entwickelten Typen bieten einen guten Rahmen für die Etablierung einer adressatengerechten Infrastruktur der Erziehungshilfe, auch für schwierige und gefährdete Jugendliche. Stehen Settings dieser Varianz zur Verfügung, stellen sie eine sinnvolle Angebotspalette im Alltag und der Lebenswelt der Jugendlichen dar.
Der rechtliche Rahmen gemäß des SGB VIII, insbesondere § 27 SGB VIII ff, ist für die Etablierung von flexiblen Hilfesettings dieser Art ausreichend. Neben der fachlichen bedarf es der organisationellen Ausgestaltung (vgl. Klatetzki 1995).
5 Dialogische Biografiearbeit
In dem vorliegenden Beitrag wurde auf der Grundlage einer biografischen Studie mit Jugendlichen, die als „aussichtslose Fälle“ der Jugendhilfe galten und mit denen ein Hilfeprozess erst nach mehreren Anfängen gelang, für eine auf soziales Handeln und Interaktion gerichtete dialogische Gestaltung des wechselseitigen Hilfeprozesses plädiert. Es wird ein methodisches Verfahren der Dialogischen Biografiearbeit angedeutet, mit denen im Alltag der Hilfegestaltung ein wechselseitiger Prozess des Verstehens und Handelns eröffnet werden kann. (vgl. Köttig/Rätz-Heinisch 2005) Dabei werden im Dialog Prozesse des Selbst- und des Fremdverstehens initiiert, bei denen sowohl die Jugendlichen als auch die sozialpädagogischen Fachkräfte zu neuen Einsichten und Erkenntnissen gelangen.
Es geht allerdings auch darum, die Jugendlichen darin zu unterstützen und zu ermächtigen, Sprachfähigkeit zu erlangen und die eigene Stimme erheben zu können. Solche Prozesse sind durch Erzählen, Zuhören und Dialog gekennzeichnet. Es kann so ein verlässlicher Kontakt zu den Jugendlichen entstehen, der Voraussetzung für konstruktive Veränderungen ist.
6 Literatur
Dewey, John (2000): Demokratie und Erziehung. Eine Einleitung in die philosophische Pädagogik. Weinheim, Basel.
Klatetzki, Thomas (1995): Innovative Organisation in der Jugendhilfe. Kollektive Repräsentationen und Handlungsstrukturen am Beispiel der Hilfen zur Erziehung. In: Klatetzki, Thomas (Hrsg.): Flexible Erziehungshilfen. Ein Organisationskonzept in der Diskussion. 2. überarbeitete Auflage. Münster, S. 13-25.
Köttig, Michaela/Rätz-Heinisch, Regina (2005): Potenziale unterstützen, Selbstverstehen fördern. Dialogische Biografiearbeit in der Kinder- und Jugendhilfe. In: Sozial Extra Jg. 2005, H 11, S. 16-20.
Rätz-Heinisch, Regina (2005): Gelingende Jugendhilfe bei “aussichtslosen Fällen”! Biographische Rekonstruktionen von Lebensgeschichten junger Menschen. Würzburg.
Rosenthal, Gabriele (1995): Erlebte und erzählte Lebensgeschichte. Gestalt und Struktur biographischer Selbstbeschreibungen; Frankfurt a.M., New York.
Rosenthal, Gabriele (2005): Interpretative Sozialforschung. Eine Einführung. Weinheim, München.
Werner, Emmy (1997): Gefährdete Kindheit in der Moderne. Protective Faktoren. In: Vierteljahresschrift für Heilpädagogik und ihre Nachbargebiete (VHN), 66. Jg. (1997), H. 2, S. 192-203.
Winkler, Michael (1988): Eine Theorie der Sozialpädagogik. Stuttgart.
Winnicott, Donald W (2004): Reifungsprozesse und fördernde Umwelt. Stuttgart.
Rätz-Heinisch, Regina, Jg. 1970, Prof. Dr. phil, Diplom-Sozialarbeiterin/-Sozialpädagogin, Soziologin, Professorin für Soziale Arbeit an der Alice Salomon Hochschule Berlin. Arbeits- und Forschungsschwerpunkte: Gesellschaftlicher Wandel und Soziale Arbeit, Bürgerschaftliche Professionalität, Kinder- und Jugendhilfe, insbesondere Flexible Erziehungshilfen und Gemeinwesenentwicklung, Biografische Fallrekonstruktionen und Biografiearbeit.